Aufstiegsreform 2025: Müssen Meister aufsteigen?

December 17, 2025
  |  Autor: 
Torben

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Ein Meistertitel ohne Aufstieg – wie kann das sein?

Fans beim Aufstiegsspiel TSV Havelse gegen Lok Leipzig
Fans sind zum Großteil gegen die aktuelle Aufstiegsregelung.


Stellen Sie sich vor, Ihr Verein spielt eine überragende Saison. Wochenlang Tabellenführer, Auswärtssiege bei direkten Konkurrenten, volle Stadien, am Ende der Meistertitel in der Regionalliga. Normalerweise ist das der Moment, in dem man von Spielen in der nächsten Liga träumt, Kader und Budget für eine neue Ebene plant.

In der Realität der fünfgleisigen Regionalliga sieht es aber anders aus. Wer in Nord, Nordost oder Bayern Meister wird, hat zwar sportlich alles richtig gemacht, muss aber trotzdem zittern. Je nach Saison gibt es nur einen sicheren Direktaufstiegsplatz für diese drei Ligen, die anderen beiden Meister müssen in eine Relegation. Mindestens ein Meister bleibt deshalb jedes Jahr in der vierten Liga hängen, obwohl er seine Meisterschaft gewonnen hat.

Genau diese Konstellation hat in den vergangenen Jahren einen Konflikt aufgebaut, der jetzt mit Wucht aufbricht. Unter dem Motto „Aufstiegsreform 2025 – Meister müssen aufsteigen“ formiert sich eine bundesweite Initiative, die die Struktur der Regionalligen und den Aufstieg in die 3. Liga grundlegend verändern will.

Wie funktioniert die Aufstiegsregelung heute?

Unterhalb der eingleisigen 3. Liga ist der deutsche Männerfußball seit 2012 in fünf Regionalligen organisiert: Nord, Nordost, West, Südwest und Bayern. Diese Struktur wurde damals eingeführt, um die Wege zu verkürzen, mehr regionale Derbys zu ermöglichen und den Unterbau der Profiligen breiter aufzustellen.

Das Problem: Die 3. Liga hat nur vier Aufstiegsplätze. Seit der letzten grundlegenden Anpassung 2018 bzw. 2019 gilt ein komplizierter Kompromiss. Zwei Regionalligen, West und Südwest, besitzen jedes Jahr einen festen Direktaufstiegsplatz. Die Meister aus Nord, Nordost und Bayern teilen sich dagegen zwei Plätze. Ein Meister steigt nach einem Rotationsprinzip direkt auf, die beiden anderen spielen in einer Relegation (Hin- und Rückspiel) den vierten Aufsteiger aus.

In der Praxis bedeutet das: Jedes Jahr gibt es fünf Meister, aber nur vier freie Plätze in der 3. Liga. Einer geht leer aus. Und dieser eine Meister kommt immer aus dem Trio Nord, Nordost, Bayern. Das ist ein faktisch systematischer Nachteil gegenüber West und Südwest, die jedes Jahr eine sichere Fahrkarte in die 3. Liga haben.

Wie aus Unmut eine organisierte Bewegung wurde

Unzufriedenheit mit der Aufstiegsregelung gibt es schon länger. Seit der Einführung der fünf Regionalligen 2012 und den ersten gescheiterten Meistern in Aufstiegsrunden und Relegationen wird immer wieder über „ungerechte“ Modusfragen gestritten.

In den vergangenen Jahren haben sich die Fälle gehäuft, in denen Traditionsvereine mit vielen Fans trotz Meistertitel nicht aufgestiegen sind. In den betroffenen Regionen ist das Gefühl entstanden, ungerechterweise systematisch benachteiligt zu werden. Medien sprechen mittlerweile von einem „dauernden Provisorium“ und einem „Dauerärger um den Ligensprung“.

Im Februar 2025 haben Vereine aus der Regionalliga Nordost diesen Unmut gebündelt und die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ gegründet. Sie wird vom Chemnitzer FC mitkoordiniert und vereint inzwischen einen Großteil der Klubs aus dem Nordosten.

Schon wenige Monate später wurde aus einem regionalen Projekt eine bundesweite Bewegung. Laut Kicker unterstützen inzwischen 57 Vereine die Initiative. Darunter finden sich Regionalligisten aus allen Staffeln, mehrere Drittligisten sowie prominente Namen wie Union Berlin, Schalke 04 oder der 1. FC Magdeburg.

Was die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ genau fordert

Schiedsrichter beim Aufstiegsspiel TSV Havelse gegen Lok Leipzig
Der DFB hat zum Thema Aufstiegsreform eine eigene Meinung.


Der zentrale Satz der Initiative lautet: „Meister müssen aufsteigen.“ Dieser Anspruch lässt sich in drei Kernforderungen übersetzen:

Erstens: Alle fünf Regionalliga-Meister sollen künftig direkt in die 3. Liga aufsteigen. Relegationsspiele und Rotationsprinzip sollen wegfallen. Die sportliche Leistung über eine lange Saison soll nicht mehr von zwei K.o.-Spielen abhängen.

Zweitens: Die Initiative will mehr Planungssicherheit für Vereine schaffen, als es mit der aktuellen Lösung möglich ist. Das betrifft nicht nur Kaderplanung und Lizenzierungsunterlagen, sondern auch Sponsoring, Stadionfragen und professionelle Strukturen im Hintergrund.

Drittens: Es geht um Gleichbehandlung der Regionen. Aus Sicht der Initiative ist es nicht vermittelbar, dass bestimmte Staffeln jedes Jahr einen garantierten Direktaufstiegsplatz haben, während andere sich Plätze teilen müssen.

Wie diese Ziele technisch umgesetzt werden soll, ist nicht im Detail festgelegt. In verschiedenen Texten tauchen sowohl Modelle mit fünf Direktaufsteigern in eine vergrößerte 3. Liga als auch Varianten mit mehr Absteigern oder veränderten Lizenzbedingungen auf. Entscheidend ist für die Initiative jedoch der die erste Kernforderung: Jeder Meister bekommt einen festen Aufstiegsplatz.

Die Antwort des DFB: Arbeitsgruppe und Fokus auf vier Regionalligen

Schiedsrichter beim Aufstiegsspiel TSV Havelse gegen Lok Leipzig
Der DFB hat zum Thema Aufstiegsreform eine eigene Meinung.


Lange argumentierte der DFB damit, dass die bestehende Regelung mehrfach von den Gremien beschlossen wurde und man nur schwer alle Interessen unter einen Hut bekomme. Rechtliche Kommentare verweisen darauf, dass der Verband grundsätzlich einen großen Gestaltungsspielraum hat, solange sich Ungleichbehandlungen sachlich begründen lassen.

Der politische Druck ist inzwischen jedoch so groß, dass sich die Verbände bewegen mussten. Im August 2025 haben die Präsidenten aller Landesverbände gemeinsam mit dem DFB die Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Regionalliga-Reform“ beschlossen. Dieses 13-köpfige Gremium soll ein neues Modell erarbeiten, das beim DFB-Bundestag im November diskutiert wird.

Nach der zweiten Sitzung dieser Arbeitsgruppe gibt es eine klare Tendenz: Die Mehrheit konzentriert sich darauf, die Regionalliga von fünf auf vier Staffeln zu reduzieren. Vorgesehen wäre eine Aufteilung in Nord, Ost, West und Süd. Die Meister dieser vier Ligen würden dann alle direkt in die 3. Liga aufsteigen.

Damit würde das Grundproblem „fünf Meister, vier Plätze“ tatsächlich gelöst. Gleichzeitig bleibt die 3. Liga mit 20 Vereinen bestehen, was für viele Funktionäre ein zentrales Ziel ist. Besonders DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat immer wieder betont, dass er eine Aufstockung auf 22 oder mehr Teams für problematisch hält.

Offen sind dabei mehrere Fragen, die den Konflikt in eine neue Phase verschieben:

  • Wie sollen die neuen Grenzen zwischen Nord, Ost, West und Süd verlaufen, ohne dass Landesverbände auseinandergerissen werden?

  • Welche Vereine müssten in einer Übergangsphase in die Oberligen absteigen, damit die vier neuen Regionalligen auf eine vertretbare Größe kommen?

  • Wie geht man langfristig mit den Zweitvertretungen der Proficlubs um, die in den Regionalligen bleiben sollen, obwohl Modelle wie eine U21-Bundesliga im Raum standen?

Gerade letzteres ist für viele Traditionsvereine ein wunder Punkt. Sie empfinden U23-Teams als Wettbewerbsverzerrung, weil diese andere Ziele verfolgen und flexibler Spieler aus dem Profikader einsetzen können. Gleichzeitig gelten sie als wichtiger Baustein der Nachwuchsförderung, was eine Kompromisslösung schwierig macht.

Starke Argumente für die Aufstiegsreform

Lok Leipzig war in der Saison 2024/2025 Meister der Regionalliga Nordost, ist aber dennoch nicht aufgestiegen.


Wenn man mit Vertreterinnen und Vertretern der Initiative spricht oder Stellungnahmen liest, tauchen immer wieder ähnliche Argumentationslinien auf.

Ein zentrales Motiv ist das sportliche Leistungsprinzip. Wer über eine komplette Saison hinweg Meister wird, soll dafür nicht nur eine Medaille bekommen, sondern auch die sportliche Konsequenz Aufstieg. Relegationen werden als „Lotterie“ beschrieben, die die Arbeit einer gesamten Saison auf zwei Spiele reduziert. Für viele Fans und Verantwortliche ist das schwer zu akzeptieren.

Ein zweiter Punkt ist die wirtschaftliche Planbarkeit. Vereine, die ernsthaft in Richtung 3. Liga planen, müssen frühzeitig in Infrastruktur und Personal investieren. Wenn dann eine ganze Kalkulation an einem verpassten Elfmeter in der Relegation hängt, sind es nicht nur sportliche Träume, die platzen, sondern oft auch Finanzierungsmodelle. Klubs wie der SV Meppen oder Hansa Rostock betonen genau diesen Aspekt, wenn sie ihre Unterstützung für die Reform begründen.

Drittens geht es um Gleichbehandlung. Dass West und Südwest jedes Jahr einen festen Direktaufstiegsplatz haben, während Nord, Nordost und Bayern rotieren und in die Relegation müssen, wirkt aus Sicht der Initiative wie ein struktureller Standortnachteil. Das hat Einfluss auf Sponsoring, Zuschauerinteresse und die Attraktivität der jeweiligen Regionalligen.

Viertens verspricht die Reform mehr Attraktivität im Wettbewerb. Wenn der Meistertitel automatisch zum Aufstieg führt, wird die Saison für alle Beteiligten klarer aufgewertet. Jede Woche hat mehr Gewicht, und die Liga wird insgesamt besser vermarktbar.

Zudem könnte eine von einer großen Mehrheit als gerechter empfundene Aufstiegsregelung den Dauerstreit um den Modus befrieden. Seit Jahren bindet das Thema enorme Energie bei Funktionären, Medien und auch bei den Fans.

Die wichtigsten Gegenargumente und offenen Fragen

So plausibel die Pro-Argumente klingen, so deutlich sind auf der anderen Seite die Einwände, die in Kommentaren von Medien und Funktionären auftauchen.

Ein erster großer Komplex betrifft die Stabilität der 3. Liga. Schon heute gilt sie als wirtschaftlich fragile Profiliga, hohen Reisekosten und einem engen Terminkalender. Kritiker der Reform warnen davor, zusätzliche Aufsteiger zu schaffen oder die Zahl der Absteiger zu erhöhen, ohne das Grundproblem der finanziellen Überlastung anzugehen. Eine Aufstockung auf 22 Klubs würde den Spielplan noch dichter machen und könnte die Lage eher verschärfen als verbessern.

Der Übergang von fünf auf vier Regionalligen ist ebenfalls kompliziert. Selbst wenn sich alle darauf einigen könnten, dass vier Staffeln mit vier Direktaufsteigern die fairste Lösung sind, bleibt die Frage, wie man dorthin kommt. Irgendwann muss festgelegt werden, welche Vereine in die neue Struktur passen und welche in die Oberligen zurückgestuft werden und welche Verbandsgebiete aufgetrennt werden müssen.

Ein weiteres Argument ist, dass nicht jeder Meister wirtschaftlich für die 3. Liga gerüstet ist. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Aufsteiger, die die neue Liga finanziell unterschätzt haben und nach kurzer Zeit in Schwierigkeiten gerieten. Aus dieser Perspektive kann eine Relegation auch eine Art Filter sein, der verhindert, dass Clubs sich übernehmen.

Dazu bleibt die ungelöste Frage nach den Zweitvertretungen. Eine echte Strukturreform, so argumentieren Kritiker, müsse nicht nur die Aufstiegsplätze betrachten, sondern auch klären, welche Rolle U23-Teams künftig spielen sollen. Vorschläge wie eine eigenständige U21-Liga, in die alle Zweitvertretungen wechseln, sind bisher gescheitert. Solange dieses Thema nicht mitgelöst wird, befürchten manche, dass eine Aufstiegsreform zwar ein Symptom heilt, die Ursachen für strukturelle Schieflagen aber nicht wirklich adressiert.

Wo die Debatte aktuell steht und was als Nächstes passieren kann

Auf der einen Seite steht eine breite Initiative von inzwischen fast 60 Vereinen, die klare und einfache Regeln fordert. Auf der anderen Seite arbeitet eine offizielle Arbeitsgruppe an einem technisch komplexen Modell, das die Aufstiegsfrage mit einer Reduzierung der Regionalligen verbinden will. Beide Seiten beanspruchen das Label „Gerechtigkeit“ für sich.

Relativ klar ist bereits jetzt: Eine Reform wird frühestens zur Saison 2027/28 greifen, eher noch ein Jahr später. Bis dahin bleibt das bestehende System aus fünf Ligen, vier Aufsteigern, Rotationsprinzip und Relegation in Kraft.

Vereine sollten nicht die Hoffnung haben, dass die Reform allein ihre Probleme löst. Ein gerechterer Aufstiegsmodus kann sportliche Leistung besser belohnen, aber er ersetzt nicht solide Finanzplanung, professionelle Strukturen und gute Nachwuchsarbeit. Wer langfristig in die 3. Liga will, braucht all das unabhängig vom künftigen Modus.

Die Idee einer zweigleisigen 4. Profiliga

Neben der Debatte um fünf direkte Aufsteiger oder eine Reduzierung auf vier Regionalligen gibt es noch einen dritten Ansatz, der immer wieder auftaucht. Einige Funktionäre bringen eine ganz neue 4. Profiliga ins Spiel, aufgebaut ähnlich wie die 3. Liga, aber in zwei Staffeln Nord und Süd. Sie wäre überregional, professionell organisiert und läge zwischen der heutigen 3. Liga und den Regionalligen.

Prominent beworben wird diese Idee vor allem durch Holstein Kiels Präsident Steffen Schneekloth. Er schlägt eine neue 4. Liga unter dem Dach des DFB vor, zweigleisig mit je 20 Vereinen in Nord und Süd. Diese Klasse wäre klar als Profiliga definiert, mit verbindlichen Anforderungen an Stadion, Infrastruktur, Personal und Finanzen. Die bisherigen Regionalligen würden in diesem Modell in die fünfte Ebene rutschen.

In der Theorie klingt das nach einer sauberen Pyramide. Oben die drei Profiligen Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga. Darunter eine klar definierte vierte Profiliga in zwei regionalen Staffeln, ebenfalls mit TV Präsenz, zentraler Vermarktung und einheitlichen Standards. Erst danach kämen die Regionalligen als echte Amateurspielklassen. Ein Teil der Befürworter verspricht sich davon eine bessere Förderung von Talenten. Der Sprung aus der Regionalliga in die 3. Liga wäre nicht mehr ganz so brutal, weil es dazwischen noch eine klar strukturierte Profiliga gäbe.

Wenn man genauer hinschaut, merkt man aber schnell, wie groß die Hürde für so ein Projekt wäre. Schon heute kämpfen viele Drittligisten wirtschaftlich um jeden Euro. Regionalliga Vereine, die ernsthaft aufsteigen wollen, müssen hohe Investitionen in Infrastruktur und Personal stemmen. Eine zusätzliche Profiliga auf der vierten Ebene würde diese Anforderungen noch weiter nach unten verschieben. Die Zahl der Vereine, die dauerhaft professionell wirtschaften müssen, würde deutlich steigen.

Auch aus den Vereinen selbst kommt Skepsis. Funktionäre wie der Präsident des FSV Frankfurt, Michael Görner, bezeichnen eine vierte Profiliga aktuell als sympathische, aber wenig substanzielle Idee. Sie warnen vor einer Abwertung der heutigen Regionalliga, wenn diese nur noch als fünfte Ebene existieren würde, und vor zusätzlichen Reisekosten in einer weiteren Profiliga, die für viele jetzige Viertligisten kaum zu stemmen wären.

Hinzu kommt auch bei der 4. Liga die ungelöste Rolle der Zweitvertretungen. Eine neue könnte theoretisch genutzt werden, um U23 Teams gezielt in einer Liga zu bündeln zu bündeln oder aus den Profiligen zu entfernen. Konkrete Konzepte dazu gibt es jedoch nicht. Im Gegenteil, viele Analysen warnen, dass eine zweigleisige 4. Profiliga am Ende zu einem hohen Anteil mit Nachwuchsmannschaften gefüllt sein könnte, weil gerade die großen Vereine die sportlichen und wirtschaftlichen Kriterien vergleichsweise leicht erfüllen.

Die offizielle DFB Arbeitsgruppe konzentriert sich inzwischen klar auf das Vier Regionalligen Modell. Die Idee einer zusätzlichen Profiliga schwebt eher im Hintergrund als Vision, die viele strukturelle Probleme auf einmal lösen soll, gleichzeitig aber neue Risiken schafft.

Die kommerzielle Perspektive

Auch die Regionalligen werden immer professioneller. Ein Beispiel ist dieser Ball der speziell für die Regionalligs Südwest eingeführt wurde.



Wenn man die Regionalligareform nur als Gerechtigkeitsfrage betrachtet, blendet man einen wichtigen Teil der Wahrheit aus. Im Hintergrund geht es immer auch um Geld. Klar ist: Die Professionalisierung im deutschen Fußball schreitet nach unten durch. Die 3. Liga hat sich, trotz ihres Rufes als „Pleiteliga“, in den letzten Jahren wirtschaftlich stabilisiert. Der DFB Saisonreport spricht davon, dass die Liga so stabil sei wie nie, mit steigenden Erlösen und wachsender Zuschauerresonanz. Gleichzeitig liegen die durchschnittlichen Aufwendungen einzelner Topklubs inzwischen im Bereich von über 15 Millionen Euro pro Saison.

Diese Entwicklung hat eine direkte Rückwirkung auf die Regionalligen. Viele Vereine, die ernsthaft nach oben wollen, orientieren sich an den Standards der 3. Liga und versuchen, deren Strukturen vorwegzunehmen. Regionalligen sind längst kein reiner Amateurfußball mehr. Profi-Trainingsbedingungen, dedizierte Social Media Teams und Hospitality Angebote sind längst nicht mehr nur in der dritten, sondern zunehmend auch in der vierten Liga der Standard.

In der Regionalliga West hat der Westdeutsche Fußballverband die Medienrechte gebündelt und nach der Insolvenz vom Anbieter Sporttotal einen neuen Partner gefunden. Leagues produziert und streamt alle Spiele. Die Regionalliga Nordost geht einen ähnlichen Weg. Der NOFV hat die TV Rechte frühzeitig an Ostsport.tv vergeben und den Vertrag langfristig verlängert. In Kooperation mit Medienhäusern wie Funke werden ausgewählte Spiele zusätzlich auf regionalen Portalen gestreamt, was die Reichweite erhöht. In Bayern wiederum sieht man, wie fragil diese Entwicklung sein kann. Nach der Insolvenz von Sporttotal klafft hier ein Loch. Kicker schreibt vom „Sporttotal Vakuum“ und davon, dass es bislang kaum flächendeckende Alternativen gibt.

Der Grad der Professionalisierung hängt stark davon ab, wie konsequent der jeweilige Verband die Liga als Marke begreift und zentral vermarktet. Zwischen den Regionalligen liegen in Sachen Erlösmodellen heute erhebliche Unterschiede.

Genau hier kommt die Idee einer vierten Profiliga ins Spiel, die im Stil der 3. Liga organisiert wäre, vielleicht zweigleisig mit einer Gruppe Nord und einer Gruppe Süd. Aus kommerzieller Sicht hat diese Vorstellung eine gewisse Logik. Eine bundesweite Vermarktung mit zentral verhandelten TV und Streamingrechten, klaren Mindeststandards für Stadien, Infrastruktur und Medienarbeit sowie einer einheitlichen Markenführung könnte am Ende für alle Parteien profitabel sein.

Auf der anderen Seite steht die Realität der 3. Liga, die trotz aller Fortschritte wirtschaftlich für viele Vereine ein Grenzgang bleibt. Wie würde es erst mit zwei 4. Ligen aussehen? Die Zahl der Vereine, die dauerhaft Profibudgets stemmen müssen, würde deutlich steigen. Reiseaufwand, Lizenzauflagen und Personalkosten würden für viele heutige Regionalligisten in eine ganz neue Dimension rutschen. Viele Beobachter bezweifeln, dass der Markt für einen erheblich größeren kommerziellen Erfolg der heutigen Regionalligisten groß genug ist und sprechen die Gefahr an, dass eine zusätzliche Profiliga die wirtschaftlichen Risiken durch die Mehrkosten eher vergrößert, statt sie zu reduzieren.

Spannend ist, dass die Regionalligen gleichzeitig beweisen, dass auch das heutige System bereits Spielraum für kluge Kommerzialisierung bietet. Es braucht nicht zwingend eine formale Profiliga, um das sportliche Niveau, die Gehälter und die Vermarktung in der vierten Liga anzuheben. Viele Instrumente lassen sich schon heute innerhalb der Regionalligen nutzen, wenn die Verbände Medienrechte intelligent vergeben, kommerzielle Partnerschaften auf Verbandsebene abschließen und digitale Produkte ernst nehmen.

Eine gewisse Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen könnte also unabhängig den Regionalligen guttun. Momentan entwickeln sich die fünf Regionalligen kommerziell sehr unterschiedlich, was zu unterschiedlichen Niveaus bei Budgets, Kaderqualität und Attraktivität führt. Eine Reform, die Aufstieg, Medienrechte und Mindeststandards klarer regelt, könnte helfen, diese Unterschiede zu glätten, ohne zwingend eine neue Profiebene einzuziehen.

Fazit: Mehr als eine Modusfrage

Auf den ersten Blick wirkt die Regionalligareform wie eine typische Funktionärsdebatte. Fünf Ligen, vier Plätze, Arbeitsgruppen, Gremien und keine Entscheidungen. Je tiefer man allerdings in die Argumente eintaucht, desto klarer wird, dass es um mehr geht. Es geht darum, wie sehr der deutsche Fußball sein eigenes Leistungsprinzip ernst nimmt. Es geht um die Frage, wie verschiedene Interessen in einem System unterbringt.

Die Initiative „Aufstiegsreform 2025“ hat diesem Konflikt ein Gesicht gegeben und ihn auf die öffentliche Bühne geholt. Ob ihre Forderungen am Ende eins zu eins umgesetzt werden, ist offen. Für die Klubs, die in Regionalligen um Meisterschaften, Aufstiege und manchmal auch ums Überleben kämpfen, ist das mehr als eine abstrakte Strukturfrage.